Julia Schiller ist die „Neue“ bei Marburgs Kapellenwärtern. Die 24-Jährige verstärkt das bislang rein männliche Team aus drei erfahrenen Kollegen. Dass sie einmal Beisetzungen betreuen würde hat sich die gelernte Floristin bis vor kurzem nicht träumen lassen. Ihre Liebe zu Pflanzen und der Wunsch nach © DBM, Sonja Stendereinem Arbeitsplatz im Freien bewog Sie zu einer Ausbildung zur Blumen- und Zierpflanzengärtnerin beim Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM). Seitdem kreiert sie heiß begehrte Sträuße und Blumenschmuck für städtische Feierlichkeiten und Ehrungen, aber auch für private Kund*innen.
Auch auf dem Hauptfriedhof wurde sie schon eingesetzt. Allerdings pflegte sie dort Gräber und war vor allem in grüner Gärtnerinnenhose unterwegs. Diese tauscht sie nun zeitweise gegen einen schwarzen Hosenanzug und eine weiße Bluse. Denn eine dem Anlass angemessene, feierliche Kleidung ist Voraussetzung für die Begleitung einer Beisetzung.
Von der Vorbereitung der Grabstätte und der Kapelle bis zum Abspielen der gewünschten Musik während der Zeremonie reichen ihre Aufgaben. Im Hintergrund bleiben, Ruhe ausstrahlen und trotzdem alles im Blick haben und organisieren ist anspruchsvoll. Auch der Zug der Trauergemeinde an die Grabstätte, den die Kapellenwärter/in gewöhnlich gemeinsam mit dem Pfarrer anführt, je nach dem auch mit der Urne in den Händen muss mit der angemessenen Pietät geschehen - für einen jungen Menschen, egal ob Mann oder Frau sicherlich keine alltägliche Rolle. Mit der emotionalen Herausforderung, die die Teilnahme an Beisetzungen mit sich bringt, kann Julia Schiller trotz ihres jungen Alters jedoch gut umgehen. „Wir sind ein gutes Team und für einander da. Niemand muss belastende Eindrücke des Tages mit nach Hause nehmen. Es hört immer jemand zu“.
Die Benennung einer weiteren Fachkraft für den Dienst in der Kapelle war notwendig geworden, da mittlerweile viele Beisetzungen auf den insgesamt 25 Marburger Friedhöfen freitags und samstags stattfinden. Es kam vermehrt zu terminlichen Überschneidungen. In Verbindung mit den zum Teil langen Wegezeiten der Kapellenwärter von der einen zur anderen Kapelle führte dies oft zu personellen Engpässen. Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung Günter Krebs ist zuversichtlich, dass das nun verstärkte Team für die Betreuung der Kapellen und Beisetzungen personell gut aufgestellt ist.