© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Es ist gleichzeitig spannend, aber auch sehr ärgerlich zu sehen, was über das Jahr alles in der Lahn versenkt wird“, sagt Stadträtin Kirsten Dinnebier nach der Aufräum-Aktion zu den Freiwilligen, die unter anderem Fahrräder, Einkaufswagen und Metallteile gefunden haben. „Es ist eine riesengroße Menge Abfall zusammengekommen. Am besten wäre es natürlich, wir würden gar nichts finden. Aber all diese Abfälle von uns gefährden nun immerhin nicht mehr freilebende Tiere an Land und im Wasser,“ ergänzt Dinnebier.
© Stefanie Ingwersen, Stadt MarburgDas Bergen sperriger Gegenstände aus der Fahrrinne der Lahn durch die Taucher*innen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat eine lange Tradition. Seit über 10 Jahren organisiert der Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM) parallel dazu den Abfallsammel-Aktionstag „Sauberhafte Lahn“. Im Wasser haben die Ehrenamtlichen der DLRG das Gebiet zwischen dem Wehr in Weidenhausen und dem Mensa-Steg abgedeckt. „Wir waren mit Taucher*innen dabei und hatten motorisierte Boote zum Einladen der sperrigen Teile“, so Alexander Bösser, Einsatzleiter der DLRG. Weitere Helfende seien im Uferbereich im Einsatz gewesen.
Für das Müllsammeln „an Land“ konnten sich die Freiwilligen wieder über die Homepage der Initiative „LahnCleanUp“ anmelden. Diese ist ein Teil des „RhineCleanUps“, einer groß angelegten Kampagne, die sich der Reinigung des Rheins und seiner Nebenflüsse – und damit auch der Lahn – verschrieben hat. Der DBM stellte für das Marburger Abfallsammeln wie jedes Jahr Papierzangen und Abfallsäcke für die Sammelteams zur Verfügung. Ebenso sorgt der DBM für die fachgerechte Entsorgung der gesammelten Abfälle. Besonders auffällig in diesem Jahr war die Entsorgung von Fußmatten in der Lahn.
© Stefanie Ingwersen, Stadt MarburgAuch wieder mit als Kooperationspartner dabei ist der Verein TERRA TECH Förderprojekte. Die Hilfsorganisation unterstützt Müllsammler-Familien in Mexiko, die ihrerseits Tag für Tag dazu beitragen, große Mengen Abfall zu recyceln und Ressourcen in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Von TERRA TECH im Vorfeld akquirierte Sponsor*innen sorgten im Anschluss dafür, dass das Umweltengagement vor Ort entsprechend in Hilfe für die Menschen in Mexiko umgemünzt wird. „Die sperrigen Teile und Müllsäcke haben wir im Anschluss auf der Waage des Servicehofs Am Krekel gewogen, um die Höhe der Spendensumme zu ermitteln“, erklärt Joachim Brunnet, Betriebsleiter des DBM. Dabei sind in diesem Jahr insgesamt 2120 Euro zusammengekommen.
Die Freiwilligen erhielten vor dem Start eine Sicherheits- und Naturschutzeinweisung. Dabei wurde ihnen vermittelt, an welchen Stellen an der Lahn gesammelt werden darf und wo nicht. Zudem erhielten sie Informationen zum Umgang mit Gefahrengegenständen.
© Stefanie Ingwersen, Stadt MarburgZum ersten Mal in diesem Jahr unter den Freiwilligen war die Familie Kalb, die durch eines der Plakate, die in der Stadt hängen, auf die Aktion aufmerksam wurde. „Ich dachte, das ist doch eine coole Sache. Umweltschutz ist wichtig und ich dachte, das können wir auch als Familie gemeinsam machen“, sagt Johannes Kalb. Eine seiner Töchter, Anna-Li, fand die Idee ihres Vaters super, bei so einer Aktion mitzumachen. Die Familie möchte im nächsten Jahr auch wieder dabei sein und hat sich sogar überlegt, selbst etwas in die Wege zu leiten, um zum Beispiel etwas Müll im Wald zu sammeln. Dazu haben die Kalbs bereits mit der Stadt Kontakt aufgenommen, denn die Greifzangen des DBM können engagierte Bürger*innen für so ein Vorhaben auch ausleihen. Außerdem gibt es fachkundigen Input, wie mit welchen Funden umgegangen werden sollte. Bei Interesse können sich Bürger*innen an Sonja Stender, DBM, (6421) 201-1693, Sonja.Stender@marburg-stadt.de, wenden.
Hintergrund:
Der Aktionstag „Sauberhafte Lahn“ findet in Marburg im Rahmen der landesweiten Aktion „Sauberhaftes Hessen“ statt, die mittlerweile Deutschlands größte Umweltkampagne ist. Seit dem Jahr 2002 mobilisiert diese jedes Jahr viele 10.000 Menschen aller Altersstufen in Hessen zum Sammeln achtlos weggeworfener Abfälle. Die Aktion „Sauberhafte Lahn“ fand in diesem Jahr in Kooperation mit dem „LahnCleanUp“ statt. Letzterer ist Teil des „RhineCleanUp“, einer Initiative, die die Ufer des Rheins und seiner Nebenflüsse von Abfällen befreien möchte. Die Umweltministerien der Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, durch die die Lahn fließt, haben jeweils die Schirmherrschaft über den „LahnCleanUp“ übernommen. Die Aktion „Sauberhaftes Hessen“ hat 2002 das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ins Leben gerufen. Die Universitätsstadt Marburg war als Gründungsmitglied des Vereins „Sauberhaftes Hessen“, vertreten durch den DBM der Stadt, von Anfang an mit dabei. Seitdem sammeln jedes Jahr bis zu 800 Freiwillige im Stadtgebiet zu den verschiedenen Aktionstagen wie „Sauberhafte Lahn“, „Sauberhafter Schulweg“ oder „Sauberhafter Herbstputz“ Abfälle ein.