„Illegale und inhaltsleere Graffiti oder Farbschmierereien beeinträchtigen die Attraktivität unseres sonst so schönen Stadtbildes an einigen Stellen enorm“, sagte Bürgermeister und Ordnungsdezernent Wieland Stötzel. Die Beseitigung dieser illegalen Schriftzüge und Farbkleckse verursache teilweise nicht unerhebliche Kosten, die die Eigentümerinnen und Eigentümer der Gebäude oftmals selbst tragen. „Wir wollen betroffene Privatpersonen finanziell dabei unterstützen, wenn sie Graffiti oder Farbschmierereien von ihren Gebäuden entfernen lassen wollen“, führte Stötzel weiter aus. „Und wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass den Marburgerinnen und Marburgern sowie allen Besucherinnen und Besuchern eine attraktive Stadt geboten wird.“
Die Stadtverordnetenversammlung war im Dezember 2017 einer Magistratsvorlage gegen illegale Graffiti oder Farbschmierereien gefolgt. Die Zuschüsse für Privatpersonen sind ein Teil dieser Initiative. Bürgermeister Stötzel stellte nun die Richtlinien für die Bezuschussung vor. Finanzielle Unterstützung der Stadt können Eigentümer/innen für die Beseitigung illegal aufgebrachter Farbe von ihren Wohnhäusern, Garagen oder Mauern in Marburg bekommen, wenn die Reinigung zur Erhaltung des Stadtbilds beiträgt. Die Stadt Marburg steuert die Hälfte der Beseitigungskosten bei, bis zu einem Maximalbetrag von 2000 Euro pro Grundstück im Jahr. Insgesamt stellt die Universitätsstadt 40.000 Euro pro Haushaltsjahr bereit.
„Für den Antrag auf einen Zuschuss bei der Bauverwaltung der Stadt Marburg ist es erforderlich, dass die Antragstellerinnen und Antragsteller Strafanzeige wegen der Graffiti stellen“, erklärte Walter Ruth, Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Umwelt. Die Bescheinigung der Anzeige müsse dem Antrag ebenso beigefügt werden wie Fotos der verunstalteten Wände. Ausgeschlossen vom Zuschuss der Stadt Marburg für die Beseitigung illegaler Graffiti sind Bauten, die sich in öffentlichem Eigentum befinden.
„Wir möchten gerne möglichst viele Reinigungen städtischer und privater Gebäude innerhalb eines Straßenzuges oder kleineren Gebietes zusammen koordinieren und gleichzeitig machen lassen“, erklärt Stötzel. „Das senkt die Kosten erheblich.“ Interessierte können sich daher an den Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM) wenden, der die Reinigung dann koordiniert. Daneben besteht aber auch die Möglichkeit, den Zuschuss zu beantragen, um selbst eine Reinigung durch eine Fachfirma am eigenen Gebäude ausführen zu lassen. In diesem Fall ist für den Antrag ein Kostenvoranschlag nötig.
Entfernung illegaler Graffiti und Förderung künstlerischer Sprühaktionen
„Zur Initiative für ein attraktiveres Stadtbild gehört auch, dass die Stadt Marburg selbst Farbschmierereien und illegale Graffiti an städtischen Gebäuden und Mauern entfernt“, betont Stötzel, der auch Baudezernent ist. Die Beseitigung an den städtischen Gebäuden und das Förderprogramm koordiniert ebenfalls der Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM). „Mitarbeiter des DBM sind bereits mit dem erforderlichen Wissen und der speziellen Technik ausgestattet, um die Farbe entfernen zu können und Firmen sowie Privatleuten als kompetente Ansprechpartner bei der Entfernung von Farbe an Gebäuden und Mauern zur Verfügung zu stehen“, erklärte DBM-Leiter Joachim Brunnet. Servicehofleiter Ralf Schmidt zeigte dann gleich an einer Tür, wie er gesprühte Schriftzüge entfernt – mit verschiedenen Schwämmen, Tüchern, Flüssigkeiten und Pasten muss er zunächst testen. Denn: „Wir kennen erstmal die Zusammensetzung der verwendeten Farbe nicht“, erklärt er. Je nach Farbe und Untergrund könne eine Reinigung daher auch sehr aufwändig werden, weil etwa Spezialtechniken mit Heißwasser oder Sandstrahl zum Einsatz kommen. „Aber eines gilt auf jeden Fall: Je älter ein Graffiti ist, desto aufwändiger und teurer wird die Entfernung“, sagt er. Daher müsse Farbe immer so schnell wie möglich beseitigt werden.
© Stadt Marburg, Patricia Grähling
"Wenn städtische Gebäude oder sonstige städtische Einrichtungen illegal beschmiert werden, wird die Stadtverwaltung zudem konsequent Strafantrag stellen“, betonte Stötzel. Das habe sie bereits in der Vergangenheit in der Regel getan. Schließlich entstehe durch die Sprühereien ein hoher finanzieller Schaden: Insgesamt 59 Schäden durch illegale Schmierereien wurden 2015 und 2016 allein an den städtischen Einrichtungen gemeldet. Die Kosten für die Beseitigung liegen bei rund 26.000 Euro. Diese werden den Verursacherinnen und Verursachern in Rechnung gestellt, sofern sie ermittelt werden können. Dieser Weg soll – auch zur Abschreckung und damit zur Reduzierung von illegalen Graffiti – konsequent weitergeführt werden.
Aufklärung, Sensibilisierung und die Bereitstellung legaler Sprühflächen zur künstlerischen Gestaltung für Interessierte gehören aber ebenfalls zum Gesamtkonzept, das die Stadtverordnetenversammlung beschlossen hat. So gab es zuletzt etwa Spray-Aktionen mit Jugendgruppen im Jägertunnel und der Unterführung am Rudolphsplatz. Diese Projekte haben die dortigen Wände deutlich aufgewertet und illegale Schmierereien, Sprüche und Beleidigungen mit farbenfrohen, künstlerisch gestalteten Bildern überdeckt.