Hausfassaden, die hinter großflächigen Lackbuchstaben verschwinden, hastig gesprayte Tags, Farbschmierereien und Parolen auf Bänken, Papierkörben und Trafostationen sind in Städten mittlerweile ein gewohnter Anblick. Längst nicht alle „Beiträge“ zum sogenannten Graffiti sind eine optische Bereicherung für das Stadtbild. Dabei wird Graffiti zu Recht als urbane Ausdrucks- und Kunstform bezeichnet. Doch nicht nur begabte Menschen zücken nachts die Spraydose. Oft geht es einfach nur darum, zu provozieren und Schaden anzurichten. Im Fokus der nächtlichen Lack-Attacken stehen oft öffentliche Gebäude. Aber auch das Eigentum von Privatpersonen bleibt nicht verschont. „Unsere Stadt ist zu schön und unsere historischen Gebäude sind zu schade, um von Farbschmierereien verschandelt zu werden“, stellt Stadträtin Kirsten Dinnebier entschieden fest.
Und so unterstützt die Stadt Marburg bereits seit 2018 Bürgerinnen und Bürger, die Graffiti an ihren Häuser beseitigen lassen. Mittlerweile werden 75 % der zu tragenden Kosten (max. 3.000 Euro pro Grundstück und Jahr) übernommen. Auch für den langen Atem, den es braucht, um eine Hauswand für Sprayer unattraktiv zu machen, gibt es finanzielle Hilfe von der Stadt. Damit nachfolgende Graffiti leichter entfernt werden können, wird auch die Nachbehandlung der Fassaden mit speziellen Anstrichen in gleicher Höhe bezuschusst. Viele Eigentümer*innen, die in der Vergangenheit bereits engagiert gegen die unerwünscht bunten Fassaden ihrer Liegenschaften vorgingen, mussten oft feststellen, dass die frisch gestrichene Hauswand vielen Sprayern eine Einladung war, direkt wieder zuzuschlagen. Ein kostspieliges und nervenaufreibendes Unterfangen, das viele verständlicherweise bei Zeiten aufgaben.
Auch 2023 stehen wieder Gelder für die Graffitibeseitigung zur Verfügung, die nur darauf warten, von Eigentümer*innen betroffener Gebäude abgerufen zu werden. Für die Stadt Marburg und deren Liegenschaften ist der Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM) in Sachen Graffiti unterwegs. „Man braucht Ausdauer, aber manche Objekte werden mittlerweile weitgehend in Ruhe gelassen, da es sich herumgesprochen hat, dass dort zügig gereinigt wird“, freut sich Sonja Stender, die die Graffitibeseitigung beim DBM koordiniert. Privatpersonen können sich bei Fachfirmen ihrer Wahl ein Angebot erstellen lassen und bei der Bauverwaltung einreichen.